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Jonathan Rea: "Weiterer Zweijahres-Vertrag wäre perfekt"

Tuesday, 29 August 2017 09:18 GMT

Der zweifache Superbike-Weltmeister über MotoGP, WorldSBK und seine Zukunft.

Die zweite Saisonhalbzeit der MOTUL FIM Superbike Weltmeisterschaft ist in vollem Gange und Jonathan Rea (Kawasaki Racing Team) peilt seinen dritten Titel in Folge an. Rea war letztes Wochenende als Zuschauer beim #BritishGP der MotoGP™ unterwegs und nahm dieses Fahrerlager einmal genauer unter die Lupe. Wir trafen den Kawasaki-Piloten zum Interview und sprachen über die WorldSBK, MotoGP™ und das neue Startaufstellungsformat für die Saison 2017.

Du warst beim BritishGP in Silverstone – was hast du so gedacht, wenn du die GP-Maschinen gesehen hast?
"An einem WorldSBK-Wochenende habe ich viele Verpflichtungen – sei es das Fahren oder Medien oder Sponsoren. Darum hat es sehr viel Spaß gemacht, hier her zu kommen und einfach die Rennen anzuschauen. Es war gut, denn ich konnte mir eine Weile anschauen, was die Fahrer hier machen und ich habe tatsächlich als Fahrer etwas gelernt, nur, weil ich die Jungs hier beobachtet habe und wie sie arbeiten. Letztes Jahr im November-Test in Jerez haben wir WorldSBK-Fahrer die Strecke mit vielen Grand-Prix-Piloten geteilt, darum konnte ich mit einigen von ihnen fahren und feststellen, wo ein MotoGP-Motorrad die Zeit gut macht und wo ein Superbike die Zeit holt. Das war für mich richtig interessant damals, aber hier an der Strecke zu stehen und sie zu beobachten, da waren es die Schräglagen, die diese Jungs fahren können."

"Der Ellbogen-Style funktioniert auf einem Superbike nicht wirklich so sehr, den wenn man nicht so groß ist, wie Baz oder Redding, dann kann man die Schräglagen nicht fahren. Ich habe Vale beobachtet und Marquez' Schräglage in der langen Kurve im Qualifying war unglaublich. Wir haben mit unseren Reifen diesen Grip nicht, denn der Pirelli holt seine Leistung bei der Beschleunigung. Wir konzentrieren uns auf das Bremsen, Scheitelpunkt nehmen und dann gerade aufrichten und Gas geben. Sie bremsen hier nicht besonders stark oder schnell, aber sie können viel mehr Schwung mitnehmen als wir. Du musst das nutzen, was mit deinen Reifen am besten funktioniert."

In der Sommerpause wurde viel über die WorldSBK diskutiert. Was denkst du darüber?
"Ich glaube, dass das größte Problem die Lücke zwischen Kawasaki und Ducati und dem Rest ist. Ich habe auf beiden Seiten der Startaufstellung gestanden, mit einem konkurrenzfähigen Motorrad, auch, wo man aufholen muss. Ich denke, dass der Plan ist, die Motorräder näher an die Serie zu bringen, das ist besser, um die anderen Hersteller zu ermutigen, etwas mehr Geld in der WorldSBK auszugeben."

"Zu Beginn der Superbikes ging es um Serienmotorräder, aber dann kam die Foggy-Ära und es wurde spezialisiert. Damals nahm es Honda sehr ernst, mit der RC45 und der Sonder-Homologierung. Das war ein Serienmotorrad, aber trotzdem ein spezielles. Das ist heute nicht anders, aber trotzdem ist es wichtig zu wissen, dass die Superbikes gerade in einer Ära sind, wo sie mehr Standard als je zuvor sind. Es muss etwas passieren, aber was auch immer sich ändert, ich werde in der Startaufstellung stehen und bereit sein, Rennen zu fahren. Die Jungs vorn sind richtig, richtig schnell, Davies, ich selbst, Melandri und Sykes, wir sind alle schnell, aber die Lücke zum Rest ist einfach zu groß."

"Ich habe noch ein weiteres Jahr bei Kawasaki und während ich nicht mehr allzu lange Rennen fahren will, denke ich, dass ein weiterer Zweijahres-Vertrag perfekt wäre. Ich fahre besser, als ich es je gemacht habe und ich denke, dass die Erfahrung im Rennsport verdammt viel zählt. Die beste Situation für mich wäre, wenn ich bei Kawasaki bleibe und zusammen mit ihnen eine Zukunft aufbaue. Ich selbst denke aber nicht allzu weit in die Zukunft, denn ich habe das Glück, dass mein Vertrag für nächstes Jahr schon steht. Trotzdem bin ich mir sicher, das mein Manager Mitte nächsten Jahres sehr viel Spaß im Fahrerlager haben wird! Viele MotoGP-Teams sind Ende nächsten Jahres unbesetzt und das ist in der WorldSBK genauso. Alle offiziellen Teams werden Ende 2018 offen sein, das wird eine lustige Phase für alle!"

"Doch um hier her zu kommen und mich mit den GP-Fahrern zu vergleichen, da brauche ich das richtige Equipment und ich würde nicht einfach nur hier her kommen, um hier zu sein. Ich habe richtig Spaß im WorldSBK-Fahrerlager und unsere Bikes zu fahren und ich liebe meine Arbeit mit Kawasaki und das ist momentan meine Chance. Trotzdem denke ich auch, dass ich jetzt zu alt bin, in die MotoGP zu kommen, das Boot habe ich verpasst. Ich hatte Glück, dass ich 2012 für Honda 2 Rennen fahren konnte, als ich Casey ersetzt habe. Für mich war das sehr schwierig, denn ich bin die eine Woche WorldSBK gefahren und dann die nächste Grand Prix, aber es hat Spaß gemacht, ich konnte eines der besten Motorräder überhaupt fahren und auch ein paar Punkte holen."

Heutzutage fahren die Piloten bis in ihre mittleren 30, trainieren aber auch viel mehr auf den Motorrädern…
"Es gibt viel mehr Bereiche, an denen wir arbeiten müssen, um unsere Fähigkeiten zu verbessern, aber ich glaube bei mir kam der Erfolg, als ich eine ausgeglichenere Person wurde. Als ich älter wurde, und sich mein Leben nicht mehr nur um die Besessenheit auf Motorräder drehte, wurde ich von einigen Dingen nicht mehr so abgelenkt, wie es davor der Fall gewesen war, die mich runter gezogen hatten. Es geht nicht nur ums Training, es geht auch darum, wie die Elektronik geholfen hat, die Fahrer vor Stürzen zu schützen. Es gibt nicht mehr so viele Highsider und Motorradfahren ist heute sicherer als jemals zuvor, was definitiv hilft, die Karrieren vieler Leute zu verlängern. Wenn man sich mit Kevin Schwantz unterhält, wird er dir sagen, wie die Fahrer in der Zweitakt-Ära in ihren 30er Jahren einfach am Ende waren und sie aufhören mussten."

Wie wichtig ist Pere Riba?
"Mit Pere lässt es sich super arbeiten und wo immer meine Karriere zu Ende gehen wird, ich möchte, dass er dort dabei ist. Er ist selbst gefahren und versteht, wie es ist. Aber wenn man sich Iannone anschaut, der zu Suzuki gegangen ist und seinen Crewchief mitgenommen hat – für ihn hat das nicht funktioniert und manche Leute zeigen schon mit dem Finger. Es zeigt, dass Leute mitnehmen Positives, aber auch Negatives haben kann. Für mich ist es aber nicht nur Pere, es ist ganze Mannschaft, die mit mir arbeitet. Sie sind unglaublich und ich weiß, dass ich richtig glücklich sein kann, sie zu haben."

Wie ist es für dich, dich in Lauf 2 durch das Feld kämpfen zu müssen?
"Meine MotoCross-Vergangenheit nutzt mir in Lauf 2, wenn man sich durch das Feld kämpfen muss. Du musst auf die anderen Leute und auf das, was um dich herum passiert, reagieren. Jemand hat gesagt, dass das wie in tiefem Sand ein MotoCross-Rennen zu fahren und du musst reagieren, wie sich die Spuren auf der Strecke entwickeln. Für mich ist der Knackpunkt, einfach so schnell es geht nach vorn zu kommen. Wenn man hinter jemandem klemmen bleibt, kann man viel Zeit verlieren. Mein Vater hat mir im MotoCross immer gesagt, dass wenn man auf jemanden aufholt, man sofort vorbei muss. Wenn du zu viel Zeit hinter ihm verbringst, bleibst du auf dessen Speed. Deutschland hat richtig Spaß gemacht, denn mein Start war nicht toll, aber der Rest der ersten Runde. Mir hat die neue Regel einen Vorteil gegeben, aber für Fahrer wie Chaz hat es einen Nachteil gebracht manchmal, denn er hat es nicht immer so schnell durch geschafft."

Wie wichtig war es, Sykes in Donington und Davies in Aragon zu schlagen?
"Ich habe mir im Winter das Ziel gesteckt, die Weltmeisterschaft zu gewinnen, aber auch persönliche Ziele wie Chaz in Aragon und Tom in Donington zu schlagen. Na klar, Chaz ist in Aragon gestürzt, was mir geholfen hat, aber ich war in beiden Rennen da. Ich habe Tom in Donington überzeugen geschlagen, aber mein bester Laufsieg dieses Jahr war vermutlich Rennen 2 in Laguna, denn ich kam an die Spitze und bin eine unglaubliche Pace gefahren."